KPU -
Das Chamäleon unter den Stoffwechselerkrankungen
Was hat es mit einer KPU auf sich?
KPU steht für Kryptopyrrolurie?
KPU bei Pferden ist keine Erkrankung im klassischen Sinne, sondern eher ein Symptom-oder Krankheitskomplex, dem eine Entgiftungsstörung zugrunde liegt.
Schulmedizinisch ist KPU derzeit nicht anerkannt.
In der ganzheitlichen Medizin bzw. der Naturheilkunde betrachten wir das Pferd mit all seinen Facetten und fügen die Symptome zu einem Bild zusammen.
Ganz wichtig ist mir, die Ursachen der Erkrankung zu erkennen und zu behandeln.
Die Schwierigkeit bei KPU ist die Vielzahl an Symptomen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben.
Es können viele Symptome oder Vorerkrankungen vorliegen, manchmal aber auch nur wenige.
Welche Symptome können das sein?
- Kotwasser
- Durchfälle
- (wiederkehrende) Koliken, vor allem bei kleinen Veränderungen des Futters
- starkes Übergewicht oder keine Gewichtszunahme
- Mauke
- Raspe
- Strahlfäule trotz guter Haltungsbedingungen
- chronischer oder wiederkehrender Husten
- tränende Augen
- Sommerekzem
- Infektanfälligkeit
- “auffällige” Blutbilder, mit Selenmangel, Zinkmangel, Anämie, schlechte Leberwerte
- Equines Metabolisches Syndrom
- Allergien
- Infektionen, wie Borreliose, EHV, Pilzinfektionen
- schlechter Muskelaufbau, trotz hohem Futterangebot
- Rosse zu stark oder nicht sichtbar
- Schilddrüsenüber- oder unterfunktion
- lange Aufwärmphasen bzw. sehr “feste” Pferde
- Überempfindlichkeit gegenüber Berührungen, Sattel oder anderer Ausrüstungsgegenstände
- Sehnenschäden
- wiederkehrende Lahmheiten (teils ohne ersichtlichen Grund)
- schlechtes Wachstum von Langhaar bzw. schlechte Fellqualität Hornwachstumsstörungen, z.B. Risse, Rillen oder bröseliger Huf
- mehrere Vorerkrankungen, sogenannte mulitmorbide Pferde, wie
Hufrehe, EMS, COPD, Cushing-Syndrom, Insulinresistenz,....
Es können aber auch psychische Auffälligkeiten vorliegen:
- ADHS
- erhöhte Schreckhaftigkeit, auch gegenüber von Berührungen
- überzogene Reaktionen auf Insekten
- Headshaking
- absolute Teilnahmslosigkeit, depressive Episoden
- Aggressionen, oft plötzlich auftretend
Pferde mit KPU reagieren auf Medikamentengabe entweder sehr schwach oder sehr stark.
Das heißt, es kann zu starken Nebenwirkungen bei Medikamenten oder Wurmkuren kommen. Gleichzeitig tritt aber der gewünschte Erfolg des Medikaments nicht ein.
Auch Impfschäden sind möglich (selbst schon mehrfach in der Praxis erlebt).
Was passiert bei KPU im Organismus?
Im Körper laufen ständig Auf- und Abbauprozesse ab.
In der Leber findet die Entgiftung statt.
Alle Abfälle im Körper (auch Medikamente, Pilze, Bakterien, Umweltgifte etc.) müssen in der Leber verstoffwechselt, also umgebaut und unschädlich gemacht werden.
Zu den Abfällen gehören auch
- hohe Mineralzugabe
- hohe Zuckerzufuhr
- Stressabbauprodukte des Körpers
- hohe Toxin-Flutung aus dem Darm durch Fehlbesiedelung
Um diese Prozesse zu ermöglichen, werden u.a. B-Vitamine und Zink benötigt.
Das können gesunde Pferde problemlos über die Fütterung (Grundfutter aufnehmen).
Kommt es jedoch zu einer Schieflage, also schafft die Leber die Entgiftung nicht mehr richtig, benötigt sie eine höhere Konzentration von B-Vitaminen und Zink. Sind diese Ressourcen aufgebraucht, kann es zu Vergiftungserscheinungen im Körper kommen.
Die Leber leidet stumm!
Das heißt, sie hat die Angewohnheit, sehr lange symptomlos zu sein.
Bis es zu Symptomen kommt, dauert es relativ lange, da der Organismus viele Kompensationsmöglichkeiten hat.
Wenn er es nicht mehr schafft, kommt es eben zu verschiedenen Erkrankungen bzw. den unterschiedlichen Symptomen.
Labor:
Im Blutbild zeigt sich manchmal ein Selenmangel, der sich aber nach der Zufütterung von Selen nur kurzzeitig bessert und dann wieder abfällt.
Meist kommt dieser Wert eher durch einen Zinkmangel zustande.
Es kann Zink im Blut vermindert sein.
Wenn die Werte B2,B6 und B12 genommen werden, sehen wir oft einen Mangel an diesen Vitaminen. Das liegt daran, dass aufgrund der Entgiftungsstörung sehr viel Vitamin B2 und B6 verbraucht werden.
Oft sind die Leberwerte auffällig erhöht.
Manchmal sind die roten Blutkörperchen auffällig.
Teilweise zeigen auch die Nierenwerte Veränderungen.
Insgesamt muss man aber auch hier sagen:
Es liegen nicht immer in allen Bereichen Auffälligkeiten vor.
Wusstest Du, dass vor einer Blutentnahme Futterzusätze mindestens 3 Wochen vorher abgesetzt werden sollten. Denn wir wollen ja ein realistisches Blutbild und nicht die Abbildung der Futterzusätze
Diagnostik:
Die Diagnose gestaltet sich manchmal aufgrund der chamäleonartigen Symptomatik schwierig.
Hier bedarf es eines sehr erfahrenen Therapeuten, der mittels ausführlicher Anamnese und Befundung die richtigen Schlüsse zieht.
Ich ziehe zu meiner Befundung auch immer einen Urintest hinzu. Hier können die Veränderungen sehr gut abgebildet werden.
Therapie
Die Therapie richtet sich immer nach der konkreten Ausgangslage.
Wenn es (Vor-)Erkrankungen gibt, müssen diese auch mitbehandelt werden. Hier ist auch die Reihenfolge der Therapiephasen entscheidend.
Zu mir kommen immer wieder Patientenbesitzer in die Praxis, die sagen, sie haben den KPU-Test machen lassen und er war positiv. Sie haben auch schon verschiedene KPU-Produkten gefüttert. Leider haben diese keinen oder nur sehr wenig Erfolg gebracht.
Wie bei allen systemischen Erkrankungen, muss eine erfolgreiche Therapie diese Grundpfeiler haben:
- Fundierte Diagnostik und Anamnese.
- Einen individuell abgestimmten Therapieplan, der auch im Laufe der Therapie immer wieder angepasst werden muss.
- Die gewissenhafte und genaue Durchführung der Therapie. Das Weglassen oder Schleifenlassen der Therapie kann den Erfolg mindern oder es stellt sich gar kein Erfolg ein.
- Das Verständnis des Pferdebesitzers für die Tragweite der Erkrankung.
Folgen einer
unbehandelten KPU:
- Hufrehe
- Pseudocushing
- PSSM2/MIM
- Allergien
- völliger Unrittigkeit (durch massive Entgleisungen im Körper)
- Aggressionen
- Knochen-/Knorpelveränderungen