INTUITIVE PFERDEARBEIT

Kommunikations- & Verhaltenstraining

Naturheilkunde und Ernährungsberatung für Pferde

Anweiden - das Problem mit dem Fruktan

 

Sommerzeit ist Weidezeit! Wer genießt nicht den Anblick grasender Pferde auf weitläufigen
Weiden?

Das jährlich wiederkehrende Problem ist - wann und wie bekomme ich mein Pferd auf die
Weide eingestellt. Wann und wie führe ich das Anweiden durch?

Was ist Anweiden?
 
Zuerst sollte man sich mit der Frage beschäftigen, warum überhaupt Anweiden?

Anweiden
ist eine Tätigkeit, die aus der Entwicklung des Pferdes vom Wildpferd zum Haustier
entstanden ist! Ur- oder Wildpferde sind reine Bewegungstiere und Rohfaserfresser. Sie
leben auf Freiflächen und Wäldern, in denen überwiegend magere Gräser wachsen!
Freizeit und Sportpferde leben in Ställen und werden mit Heu gefüttert. Auf den Wiesen
wächst überwiegend Gras, das landwirtschaftlich bedingt für Kühe gedacht war. Diese
Gräser sind auf Zucker und Energie gezüchtet, eben für Kühe…

So speichert z.B. Welsches Weidelgras bis zu 12% Fruktan im Gegensatz zum Wiesen-Fuchsschwanz, der maximal 4% Fruktan speichert! Hierbei handelt es sich um Speicherwerte in der hochgewachsenen geernteten Trockenmasse!

Diese Zahlen sollte man in absoluten Werten messen:

Wir sprechen hier von bis zu 120g Fruktan / kg Trockenmasse Heu!

Im Frühjahr, wenn das Gras wieder zu wachsen beginnt, ist bei den starken
Temperaturschwankungen (typisches Aprilwetter - mittags Sonne und Nachts Frost) der
Fruktananteil (Zucker im Gras) sehr hoch! Die Pflanzen wachsen weniger und können mehr Energie einlagern.

Im Gegensatz zu den Werten der hochgewachsenen geernteten Trockenmasse (s.o.) ergeben sich beim kurzwachsenden Gras im Frühjahr allerdings Werte von bis zu 200g Fruktan / kg Trockenmasse!!!

Was kann passieren?

Durch die erhöhte Zuckeraufnahme übersäuert der Darm und Mikroben sterben ab. Hierbei
bilden sich Gifte, die über die Darmwand an das Blut abgeben werden und in der
Huflederhaut Entzündungen auslösen können! Ein möglicher Auslöser von Hufrehe!!!

Die plötzlich erhöhte Energiezufuhr bei gleich bleibendem Energieverbrauch löst bei Pferden
das gleiche aus, wie bei Menschen: Sie werden runder!!!

Wie begegnen wir diesen Gefahren am besten?

Das Fruktan im Gras können wir nicht beeinflussen, in den meisten Fällen auch nicht die Graszusammensetzung!

Aber die Natur gibt uns eine einfache Lösung an die Hand:

Der Fruktananteil im Gras reduziert sich mit zunehmender konstanter Temperatur und Wachstum der Gräser!

Das heißt, mit dem Anweiden ruhig warten, bis die Gräser bereits geringere Fruktanwerte aufweisen, das heißt ruhig bis Mitte/Ende Mai oder sogar Anfang Juni!

Wie überall gilt auch beim Fruktan: Die Menge macht das Gift!

Es ist ein Unterschied, ob das Pferd zum Anweiden kurz auf eine relativ magere Wiese oder ob es stundenlang auf eine gehaltvolle saftige Weide gestellt wird.

Also zu Beginn der Weidezeit lieber wenige Minuten anweiden und diese Zeit dann über 3-4
Wochen ausweiten!

Mittags ist der Fruktananteil im Gras aufgrund der meist wärmeren Temperatur wesentlich
geringer als am frühen Morgen!

Wie bei allem rund ums Pferd spielt der Faktor Zeit eine Schlüsselrolle!
Der Darm des Pferdes, der über den Winter auf Heu eingestellt war, braucht die Zeit, sich auf das neue Futtermittel “Gras” einzustellen!

Geben wir den Pferden die Zeit, die sie brauchen um auf dem frischen verlockenden Grün
gesund zu bleiben!

Zum Thema Zusatzfutter zum Anweiden:

Wenn den Pferden die nötige Zeit gegeben wird, stellt sich die passende Darmflora von selbst ein! Eine Zufütterung von Mitteln, die die Darmflora beeinflussenen (laut Herstellern optimieren und unterstützen…) ist nur sehr selten nötig!
Warum sollte der Mensch eingreifen und etwas von außen regulieren, was die Natur / das Pferd von selbst regeln kann?

Zum Thema Mineralfutter zum Anweiden:

Wenn das Winterheu durch frisches Gras ersetzt wird, kann sich auch die Versorgung mit Mineralien ändern. 

Wer bei der Heufütterung durch Mineral(futter) ergänzt hat, wird sich überlegt haben, warum er das tut und mit welchen Mineralien! 

Die gleiche Überlegung sollte angestellt werden, wenn es um die Ergänzung des Futters bei ausgedehnten Weidegängen geht… 

Es ist verlockend Mineralfutter zu kaufen und zu füttern in der Annahme dem Pferd etwas Gutes zu tun! Nur ist das nicht immer nötig und zum Teil kann eine Überdosierung von Mineralien sogar schädlich sein für das Pferd! So mindert z.B. eine erhöhte Calciumgabe die Aufnahme von Kupfer und Selen und diese Mineralfuttergabe führt letztlich sogar zu einem Mangel!

Frisches Gras und Fruktan ist nicht an sich böse und gefährlich - wenn die Menge und die
Art und Weise der Verfügbarkeit stimmt! Und da sind wir als Pferdehalter verantwortlich für
unsere Partner!