INTUITIVE PFERDEARBEIT
Kommunikations- & Verhaltenstraining
Naturheilkunde und Ernährungsberatung für Pferde
Das Problem Kotwasser und die Suche nach Lösungen
Kotwasser bei Pferden ist ein Problem, dem leider mittlerweile jeder 2. Pferdebesitzer irgendwann im Lauf der Zeit gegenüber steht. Bei manchen ist es zum Glück eine kurze unangenehme Erscheinung, die so schnell wieder verschwunden ist, wie sie gekommen ist!
Viele schlagen sich aber über Jahre hinweg mit dem Problem herum, sei es als ganzjährige Belastung oder immer wiederkehrend zu bestimmten Zeiten.
Lösungsansätze für das Problem Kotwasser gehen von esoterischen Ansätzen über Heilmediation, Naturheilkunde, TCM, klassische Schulmedizin bis hin zu absolut fragwürdigen Mittelchen…
Auf der Suche nach der Lösung des Problems sollten wir uns aber zuerst auf die Suche nach dem Beginn des Problems machen! Dies wird uns zwangsläufig zu der Frage führen: Was ist Kotwasser eigentlich?
Kotwasser ist zunächst einmal Wasser, das aus dem Dickdarm des Pferdes läuft und nicht über die Darmwand resorbiert wurde! Nicht resorbiertes Kotwasser sollte in der Futterpartikelzelle oder aber an der Futterpartikeloberfläche haften. Ist dies nicht der Fall, so spricht man vom freien Kotwasser!
Warum wurde dieses Wasser nicht resorbiert bzw. ist nicht gebunden?
Hierfür gibt es verschiedene Erklärungen:
1. Das Futtermittel
Wasser, das mit Stroh aufgenommen wird, wird wesentlich weniger resorbiert als Wasser, das mit Heu oder Mischfütterung aufgenommen wird.
Silage oder Heulage wird weniger zerkleinert als Heu oder Stroh, dadurch wird das Wasser weniger resorbiert und freies Wasser wird mit dem Kot ausgeschieden.
Ebenfalls wurde beobachtet, dass vermehrt Kotwasser bei Verfütterung von Heu aus dem 2. Schnitt auftrat.
2. Qualität der Futtermittel
Qualitativ hochwertiges Heu zu produzieren ist oft witterungsbedingt sehr schwer und die ausreichende Trocknung des gewonnen Heus ist nicht immer gewährleistet. In der Folge kann es zu Schimmelbildung im Heu kommen. Leider ist dieser Schimmel nicht immer für uns Menschen erkennbar.
Um diese komplexe Heuproduktion zu umgehen, wird oft versucht, durch die vermeintlich einfachere Heulageproduktion Pferdefutter zu gewinnen. Bei der Gewinnung von Heulage ist der Trocknungsprozess kürzer, das angetrocknete Heu wird anschließend sauer vergoren. Dieser Prozess kann aber sehr störanfällig sein, so dass aus der gewünschten sauren Konservierung eine Schimmelpilzentwicklung wird.
Schimmelpilze sind stark toxisch für Pferde und führen fast ausnahmslos zu Darmschleimhautentzündungen und Lungenerkrankungen wie z.B. COPD..
3. Zusatzfütterung
Die (oft gut gemeinte) Zufütterung von Getreide, Zucker oder Kraftfutter ist oft nicht abgestimmt auf das, was das Pferd braucht.
Gesunde Pferde mit normalem Arbeitspensum benötigen außer Heu und einem abgestimmten Mineralfutter in der Regel kein oder nur wenig Kraftfutter. Die Fütterung von Dingen, die nicht benötigt werden, kann auf Dauer zu Problemen führen. Zu viel Zucker oder Getreidestärke führt zu einem sauren Magen und in der Folge zu einem sauren Dickdarm. Der Dickdarm hat aber im Normalfall einen neutralen PH-Wert; nur in diesem neutralem PH-Wert siedeln die (richtigen) Darmbakterien, die für die optimale Verwertung de Futters sorgen. Sind diese nicht vorhanden oder ersetzt durch andere Fehlbesiedelungen kommt es zu Fehlgärungen bis hin zu Toxinbildung.
Hier setzen jetzt zwei verschiedene Erklärungen für Kotwasser an:
Eine Meinung ist, dass durch die Fehlgärung / Toxinbildung der Darm gestört ist und Wasser nicht mehr genügend resorbieren kann.
Die andere Meinung ist, dass der Pferdedarm die Fehlbesiedelung erkennt und versucht, durch vermehrte Spülung mit Kotwasser diese Fehlbesiedelung zu entfernen.
4. Einsatz von Antibiotika
Durch den (möglicherweise auch bereits länger zurückliegenden) Einsatz von Antibiotika kann die Darmflora nachhaltig gestört sein. Antibiotika töten leider auch die gesunden Darmbakterien, so dass anschließend nicht erwünschte Bakterien oder Pilze umso mehr Gelegenheit zur Besiedelung und Vermehrung erhalten.
Dies sind die gängigsten Erklärungen für Kotwasser, alle drei basieren auf einer organischen Ursache.
Daneben gibt es aber auch Ursachen, die nicht ganz so einfach messbar sind; hierfür ist es erforderlich, sich eingehender mit seinem individuellen Pferd auseinander zu setzen:
Kann Stress bei meinem Pferd als Auslöser für Kotwasser in Frage kommen? Neue Herdenzusammensetzung, neuer Boxennachbar, Veränderte Fütterungszeiten, Anweiden, Trainingsänderungen und einiges mehr können Stress für unsere Pferde auslösen und in der Folge Verdauungsprobleme.
Die Stressursachen können dabei (in unseren Augen) kaum sichtbar sein - für den Wallach ist aber der neue Hengst, der 5 Boxen weiter im Stalltrakt eingezogen ist, unter Umständen ein Problem das Stress auslöst…
Keiner merkt es, aber das Minishetty in der Offenstallgruppe hat sich zum Herdenchef hochgearbeitet und mein Reitpony bekommt nicht mehr so viel zu fressen wie früher…
Oder, oder, oder….
Die Ursachen für Kotwasser sind also wahnsinnig vielschichtig - umso wichtiger ist es, die Ursache zu erkennen um das Problem zu lösen!
Die vermeintliche Lösung:
In der Regel soll eine Futterergänzung zur “Lösung” des Problems führen.
Die Zufütterung von stark pektinreichen Futtermitteln oder Trockenbierhefe aber auch die Verfütterung von Lignozellulose führt zu einer stärkeren Bindung des Wasser! Es gibt auch ganze Futtermischungen zur stärkeren Bindung von Wasser.
Ist das wirklich die Lösung?
In meinen Augen ist das lediglich Symptombekämpfung! Davon ausgehend, dass mit der Fütterung des Pferdes oder mit der Darmflora ein Problem besteht, kann es nicht zum Wohl des Pferdes sein, unabhängig von der Ursache das Problem zu kaschieren! Was bringt es wenn z.B. das Kotwasser eingedickt ist, aber die schädlichen Bakterien im entzündeten Darm weiterhin ihr Unwesen treiben?
Nur wenn wir die Ursache beseitigen, können wir unserem Pferd auf Dauer helfen.
Daher muss unbedingt die genaue Inaugenscheinnahme des Futters am Anfang der Suche nach der Ursache stehen! Im Anschluss, sollte hier kein Ansatz erkennbar sein, gilt es mögliche andere Parameter abzuklären!
So wird man zwangsläufig auf die Ursache des Kotwassers stoßen und kann anschließend mögliche weitere Schritte machen:
Ist es mit der Futteränderung bereits getan und das Problem ist weg? Ist eine Magen-Darm-Sanierung nötig? Sollte eine Entgiftung durchgeführt werden? Wenn ja, was kann ich denn geben zur Entgiftung wenn der Darm schon so irritiert ist?
Eine unter Umständen komplexe Suche mit vielen Fragen, die sich am besten durch professionelle Beratung klären lassen!
Wer sich selbst helfen möchte, soll sich bitte die hierfür nötige Zeit und Fachliteratur gönnen. Mit einem einseitigem Artikel in der Reiterzeitschrift über Kotwasser und dem vorgefertigten Lösungsansatz aus dem Papiersack ist nie das Problem zu beheben!
Die Pferde haben ein Problem und es ist unsere Pflicht, dieses Problem ernst zu nehmen!
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